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Unser Weg zur Dekarbonisierung -
Ziele, Handlungsfelder und Maßnahmen

Unser Klima verändert sich und die Folgen der globalen Erderwärmung werden auch in Deutschland spürbarer. Laut des Monitoringberichts der Bundesregierung ist die mittlere Lufttemperatur in Deutschland von 1881 bis 2018 um 1,5 Grad Celsius gestiegen. Die Folgen der Erwärmung für Umwelt, Gesellschaft und Gesundheit sind weitreichend. Sie stellen nicht nur auf nationaler Ebene eine klare Aufforderung zur Eindämmung der Erderwärmung dar, sondern auch auf regionaler (vgl. Umweltbundesamt 2019: 20). Die Verantwortung dem Klimawandel zu begegnen, stellt auch die BEW Bergische Energie- und Wasser-GmbH (BEW) vor Herausforderungen. Um ihrer Verantwortung im kommunalen Klimaschutz gerecht zu werden, hat die BEW sich entschlossen, die verursachten Emissionen in einer Treibhausgasbilanz zu erfassen. Die Emissionen des Stromnetzbetreibers BEW Netze GmbH wurden ebenfalls in diese Betrachtung einbezogen.  

Damit menschliches Leben auf der Erde möglich ist, benötigen wir den natürlichen Treibhauseffekt

Der natürliche Treibhausgaseffekt

Es gibt eine Vielzahl an verschiedenen Treibhausgasen. Treibhausgase können sowohl natürlichen als auch anthropogenen Ursprungs sein.

Durch menschliche Aktivitäten wie Verbrennung fossiler Energieträger steigt der Anteil an Treibhausgasen in der Atmosphäre und führt so zum Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur (vgl. Deutscher Wetterdienst 2002: 90-92). Die wichtigsten anthropogenen Treibhausgase wurden im Kyoto-Protokoll festgehalten und sind Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4), Lachgas (N2O), teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (FKW), Schwefelhexafluorid (SF6) und Stickstofftrifluorid (NF3) (vgl. Destatis 2019: 5).  

Diese Treibhausgase haben nicht nur ein je verschieden starkes Treibhauspotenzial (Global Warming Potential, GWP), sondern tragen unterschiedlich zur Erderwärmung über einen bestimmten Zeitraum bei, da sie unterschiedlich lange in der Atmosphäre verbleiben. Um diesem Phänomen Rechnung zu tragen, werden alle Treibhausgase über das GWP ins Verhältnis gesetzt.


Was bedeutet Treibhausgasneutral? 

Die nachfolgende Grafik zeigt die Definition der Begriffe „CO2-neutral“, „treibhausgasneutral“ oder „klimaneutral“. Dabei zeigt sich, dass aus wissenschaftlicher Sicht eine Klimaneutralität quasi unerreichbar ist.

Die Stadtwerke-Initiative Klimaschutz

Um uns in den Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit strukturiert weiterzuentwickeln, haben wir uns im Januar 2022 der Stadtwerke-Initiative Klimaschutz der ASEW (Arbeitsgemeinschaft für sparsame Energie- und Wasserverwendung) angeschlossen. Die bundesweite Initiative hat das gemeinsame Ziel, den Klimaschutz in Stadtwerken voranzutreiben.

Alle Mitgliedsunternehmen der Stadtwerke-Initiative Klimaschutz haben sich verpflichtet, jährlich die eigenen Treibhausgasemissionen in Form einer Bilanz zu ermitteln und zu analysieren. Daraus wird eine Strategie zur Dekarbonisierung erstellt und generationengerechte Ziele formuliert um dem Klimawandel heute zu begegnen. Zur Erreichung der Ziele wird ein Maßnahmenplan erstellt.

Strategie und Ziele werden jährlich geprüft und gemäß den aktuellen Gegebenheiten nachgeschäft. Über den aktuellen Stand unserer Dekarbonisierungsstrategie informieren wir Sie regelmäßig.

Unsere Treibhausgasbilanz 2021

Die BEW hat mit Unterstützung der ASEW eine Treibhausgasbilanz nach dem Standard des Greenhouse Gas (GHG) Protocol erstellt. Dieser Standard dient zur einheitlichen Bilanzierung von betrieblichen Treibhausgasemissionen sowie zur dazugehörigen Berichterstellung und wird international vom Großteil aller Unternehmen genutzt (vgl. WWF und CDP 2014). 

Für eine genauere Unterscheidung von direkten und indirekten Emissionen hat das GHG Protocol das Konzept der Scopes (dt. Bereiche) entwickelt. Hierbei wird in Scope 1, 2 und 3 unterschieden (vgl. WRI und WBCSD 2004). Die gezeigten Abbildungen zeigen die wesentlichen Emissionstreiber für die BEW in den drei Scopes und die erzeugten CO2-Emissionen im Jahr 2021.

Konzept der Scopes laut GHG-Protocol
1. Bilanzjahr 2020/21

Entwicklung der Gesamt-Emissionen (in t) nach Scopes

Kalenderjahr Scope 1 Scope 2 Scope 3 Gesamt-Emissionen
2020 202,7 4.882,8 212.526,3 217.611,8
2021 227,0 5.354,1 328.695,6 334.276,7
2022 208,4 4.133,5 295.512,9 299.854,8

Unser Klimaziel bis 2040 
 

Bewusst haben wir uns entschieden, uns als Zieldimension an der Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu orientieren und nicht Klimaneutralität als Ziel auszurufen. Daher lauten unsere Ziele:

 



Treibhausgasneutralität in Scope 1 bis 2028

Reduktion der Treibhausgase in Scope 2 und Scope 3 um 75% bis 2040

(im Vergleich zum Referenzjahr 2021)


Uns ist bewusst, dass zur Erreichung der Klimaziele am Ende des Weges eine Treibhausgasneutralität stehen muss. Globale Entwicklungen, (energie-)politische Entscheidungen, technische Umsetzbarkeit von Lösungen machen es für uns als regionales Stadtwerk aber schwer, Prognosen bzw. Planungen für die Strategie zeitlich zu fixieren. So stellen wir uns viele Fragen, auf die wir noch keine konkreten Antworten haben, z.B.  

  • Wie sieht die Zukunft von Wasserstoff in Deutschland aus? Wird genügend Grüner Wasserstoff verfügbar sein?  

  • Wie stark wirkt sich der Technologiefortschritt in Bezug auf die Potenziale in der Wärmepumpentechnik, der Solarthermie oder der Geothermie aus? Wie gelingt es, Energie über einen längeren Zeitraum zu speichern? 

  • Wie kann angesichts des drohenden Fachkräftemangels, vor allem im Handwerk, ein großflächiger Heizungstausch realisiert werden?  

  • Können es Förderprogramme schaffen, die nötigen Anreize zu bieten und die Klimawende bezahlbar für den Bürger zu machen?  

Wir werden unsere Möglichkeiten als Stadtwerk größtmöglich ausschöpfen, um die Entwicklung in eine positive Richtung zu lenken. Es ist vorgesehen, die Strategie regelmäßig zu überprüfen und die Ziele an die jeweils aktuellen Rahmenbedingungen anzupassen und den technischen Fortschritt anzupassen. Wir bleiben dabei authentisch und nur das versprechen, was wir aus eigener Kraft schaffen können. 

Wichtig ist uns auch, dass wir als regionales und mehrheitlich kommunal geführtes EVU bei der Klimawende in enger Verzahnung mit den Kommunen agieren. Dies gilt insbesondere bei der kommunalen Wärmeplanung und der spartenübergreifenden Weiterentwicklung unserer Netzinfrastruktur. Gleichzeitig muss die Maßnahmenumsetzung wirtschaftlichen Kriterien genügen.  

Um unsere Ziele zu erreichen, haben wir sechs Handlungsfelder identifiziert, in denen wir die Reduktion von Emissionen anstreben. 

Handlungsfelder

Netze & Infrastruktur
  • Seit 2008 errichtet und betreibt die BEW auf zahlreichen Gebäuden im Versorgungsgebiet Photovoltaikanlagen. Hierzu zählen eigene Gebäude und vor allem kommunale Objekte (z.B. Schulen, Sporthallen). 
  • BEW hat weitere Potenziale sind identifiziert. So möchten wir PV-Anlagen auf Kundenimmobilien errichten. Wir werden unsere Kunden dahingehend aktiv beraten und Projekte mit unseren Kunden gemeinsam realisieren. 

  • Bis 2025 sollen Freiflächen-PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 2 MW durch BEW errichtet werden. Erste konkrete Projekte sind bereits in der Vorbereitung.  

  • Die im letzten Jahr durchführte Potenzialstudie zur Windkraft zeigt, dass in Hückeswagen und Wipperfürth mehrere Standorte für die Windkraft erschlossen werden können. Gemeinsam mit den Kommunen und anderen Marktpartnern wird sich die BEW für die Entwicklung diese Standorte einsetzen und nach Möglichkeit auch eigene Projekte realisieren. 

  • Ziel ist es insgesamt, durch die Summe aller Maßnahmen den Anteil regenerativer Energien in der Region bis 2035 auf mindestens 100 Mio. kWh zu erhöhen. BEW möchte die Bürger bei den eigenen Ausbauprojekten aktiv beteiligen. 

  • Überdies werden wir die Netze (Strom, Gas, Wasser) digitalisieren, um den Netzverlusten entgegenzuwirken. Wir werden u.a. regelmäßig Trennstellenoptimierungen in den Mittelspannungsnetzen durchführen, um zyklisch Netzverluste zu identifizieren und konsequent zu reduzieren. Bei den Stromnetzen müssen hier vor allem die veränderten Anforderungen aus der Energiewende erfüllt werden. In den Wassernetzen ist eine engmaschigere Überwachung der Wassernetze vorgesehen, um die Wasserverluste nachhaltig auf einem niedrigen Niveau (unter 8%) zu festigen. 

  • Die BEW wird die Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft beobachten und sich um eine Anbindung an das überregionale Wasserstoffnetz bemühen. Die Gasverteilnetze sollen sukzessive „H2-ready“ werden, sofern dies mit den Ergebnissen der Kommunalen Wärmeplanung und der daraus resultierenden Netzentwicklung übereinstimmt.

Wärmeversorgung
  • Um die Wärmewende voranzutreiben, ist die kommunale Wärmeplanung von entscheidender Bedeutung. Hier wird die BEW noch in diesem Jahr mit einem Digitalen Zwilling eine Planungsgrundlage für den Ausbau der Netze schaffen. Gemeinsam mit den Kommunen soll auf dieser Basis ein Wärmeatlas entstehen, auf dessen Basis dann konkrete Umsetzungsmaßnahmen in den einzelnen Städten abgeleitet werden können. 
  • Wir streben an, bis 2026 ein erstes Nahwärmekonzept umzusetzen. Wir stehen stets im engen Austausch mit den Kommunen, um im Fall von Erschließung eines Neubaugebietes oder der Sanierung von Straßenzügen in Ortsteilen geeignete Lösungen anbieten zu können. 
  • Die Nutzung industrieller Abwärme bietet gegebenenfalls ein großes Potenzial, um Wärmenetze klimafreundlich betreiben zu können und so die bestehenden Ressourcen bestmöglich auszuschöpfen. Die BEW wird mit ihren industriellen Kunden das Potenzial prüfen und dieses in die Wärmeplanung aufnehmen. 
  • Eine erste Bewertung des Potenzials der Region in Bezug auf Geothermie zeigt, dass aufgrund der Zusammensetzung der Gesteinsschichten zwar keine hydrothermalen Geothermieprojekte umsetzbar sind, jedoch vergleichsweise günstige Voraussetzungen für die oberflächennahe und mitteltiefe Geothermie in geschlossenen Systemen (z. B. Erdsonden) vorhanden sind. BEW wird dieses Thema weiterverfolgen, um hieraus möglichst hohes Potenzial für eine zukünftige Wärmeversorgung zu heben.  
Kunden & Vertrieb
  • Ihren Privatkunden bietet BEW seit 2018 nur noch Naturstrom an. Auch zahlreiche Gewerbe- und Industriekunden werden bereits mit Ökostrom beliefert. Angestrebt wird, alle Kunden von unseren Naturstromangeboten zu überzeugen. 
  • Neben dem Angebot von Naturstromlieferungen auf Basis von Herkunftsnachweisen soll spätestens ab 2025 ein klimafreundliches Regionalstromangebot verfügbar sein. Hierfür sollen Strommengen aus regionalen Quellen akquiriert werden, u.a. auch aus ausgeförderten PV-Anlagen. 
  • In der Region sind noch viele tausend Dächer gut oder sehr gut für die Stromerzeugung geeignet. Die BEW möchte den Ausbau von Photovoltaikanlagen bis 2030 durch Bereitstellung von Planungstools und durch intensive Kundenberatung aktiv vorantreiben.   
  • Die BEW wird ihr Angebot an Energiedienstleistungen verstärken. Neben Angeboten für Photovoltaikanlagen und Solarthermie sollen auch Contractinglösungen fester Bestandteil des Produktportfolios sein. Ebenso soll ein eigenständiges Wärmepumpenangebot dazu beitragen, die Anzahl der Wärmepumpen im Netzgebiet bis 2040 zu verfünffachen. 
  • Ab 2024 wird BEW ihren Kunden ein treibhausgasneutrales Gasprodukt anbieten. Das Angebot soll zunächst zum Teil durch Biogaslieferungen und zum Teil durch den Kauf von Klimazertifikaten ermöglicht werden. Ziel ist es, dass 40% unserer Gaskunden bis 2030 mit treibhausgasneutralen Produkten beliefert werden. 
  • Servicequalität und persönliche Erreichbarkeit sind uns besonders wichtig. Eine weitere Digitalisierung der kundennahen Bereiche ist dennoch unverzichtbar, um die Klimaziele erreichen zu können.
    Hierzu zählen z. B.  
    ⇒ Self-Service-Points im Kundencenter 
    ⇒ Digitale Vertragsunterschrift ersetzt Papierausdruck 
    ⇒ Digitalisierung der Vertragsabschlussstrecke (Onlinevertrag) 
    ⇒ Onlineabrechnung  
    ⇒ Reduzierung von Papierpost 
Mobilität

Die Grafik zeigt die aktuelle Zusammensetzung unseres Fuhrparks, aufgeteilt nach Antriebsarten Diesel/Benzin/Gas/Strom und PlugIn-Hybrid. Einen besonders hohen Anteil an konventionellen Verbrennungsmotoren weist der Nutzfahrzeugbereich auf. 

  • BEW wird den Fuhrpark bis 2030 sukzessive auf emissionsfreie Brennstoffe umstellen, soweit betrieblich möglich. Dies bedeutet in der Regel den Umstieg auf Elektromobilität, je nach technologischem Fortschritt auch die Nutzung von E-Fuels oder Wasserstoff. 
  • Die Pendelstrecken im Tagesgeschäft sollen so weit wie möglich reduziert werden. So sollen Mitarbeiter kontinuierlich
    ⇒ sensibilisiert werden, die Fahrten im Kurzstreckenverkehr effizienter zu nutzen, Fahrgemeinschaften zu bilden und keine Leerfahrten durchzuführen 
    ⇒ durch die Digitalisierung des Posteingangs die Postfahrten zwischen den Standorten reduziert werden. 
  • interne Anstimmungen weniger in Präsenzterminen stattfinden und vorzugsweise in Onlineterminen durchgeführt werden, um die Klimabelastung zu reduzieren.
Interne Prozesse
  • Um die gesetzten Klimaziele zu erreichen, passen wir die internen Prozesse und Einkaufsrichtlinien an. Insbesondere werden für die Auswahl von Lieferanten, Dienstleistern und Waren Nachhaltigkeitskriterien mit aufgenommen. 
  • Der Papierverbrauch wird bis 2030 um 80% reduziert. Dies soll mit einer Reduzierung der Anzahl der Drucker um die Hälfte einhergehen, indem die Drucker an den Standorten zukünftig gemeinsam genutzt werden. Insbesondere soll die Kundenkommunikation und der Rechnungsversand überwiegend digital erfolgen.
  • Der verbleibende Postversand wird auf GoGreen-Postversand umgestellt. 
Liegenschaften & Immobilien
  • Ziel ist es, den Energiebedarf für die BEW-eigenen Immobilien dauerhaft um wenigstens 40% gegenüber 2020 zu senken. Hierzu sollen die Gebäude z.B. hinsichtlich der bestehenden Dämmung untersucht werden und schrittweise nachhaltig saniert werden. Auch mögliche Potenziale zur Wärmerückgewinnung wie z.B. aus den Serverräumen werden analysiert. 
  • Ab 2024 soll die Eigenversorgung der Standorte mit Biogas erfolgen. 
  • Es wird geprüft, welche Gebäudedächer für einen weiteren PV-Ausbau geeignet sind. Diese werden zeitnah erschlossen. So soll noch in diesem Jahr eine PV-Anlage auf dem Dach des Hochbehälters Raspenhaus in Hückeswagen entstehen.  
  • Insgesamt wird die Treibhausgasneutralität aller Immobilien innerhalb von fünf Jahren angestrebt. 
  • BEW möchte zukünftig die Abfallmengen reduzieren, um Ressourcen zu schonen. So soll zukünftig darauf geachtet werden, dass Lieferanten und Dienstleister klimaneutrale Verpackungen verwenden oder ganz darauf verzichten. 

Unser regionales Engagement

2.460 kWp

Anlagengröße auf einer Fläche von 20.000 m2 im eigenen Besitz

50

Ladepunkte versorgen E-Mobilisten mit zertifiziertem Ladestrom

2.214 MWh

erzeugen die BEW Photovoltaikanlagen – das reicht zur Belieferung für fast 1.000 Haushalte

80.000 Bienen

leben in unseren BEW Bienenstöcken und bestäuben Flora und Fauna in der Region

2,69 Hektar

Waldfläche haben wir bisher wieder aufgeforstet

151

Mitarbeitende legen sich für die Energiewende ins Zeug